HOMEPAGE PETER ARTUR |
Erzählende Texte Racconti |
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auf deutsch Café Party Girl Zwerghamster Oktoberfest Gute Tote sind schwer zu finden Koch was - aber viel davon Hundstage |
italiano Il Cappulcino Meister Eckart Il criceto nano Con il pusto |
Café
Nachdem der Ober den Cappuccino auf seinen Tisch gestellt hat, hört die Flüssigkeit in der Tasse nicht auf, sich zu bewegen. Im Gegenteil, sie schwappt heftiger, und aus dem Milchschaum taucht ein Kopf auf. Der Kopf hat einen Schnabel. Es ist ein Küken. Seine Flaumfedern sind kaffeebraun durchgefärbt. S. hilft dem Tier aus der Tasse, hält es behutsam in der Hand und streichelt es über seinen zitternden Flaum. Dann ruft er den Ober. Das habe ich in meiner Kaffeetasse gefunden, sagt er und zeigt dem Mann das Küken. Ein Küken im Kaffee, sagt der silberhaarige Ober mit so etwas wie Aufleuchten und Verehrung in der Stimme, das ist schon seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen. Der letzte, der ein Küken in seinem Kaffee gefunden hat, war ein Student. Er wurde danach in allerkürzester Zeit Professor und eine überragende Kapazität auf seinem Gebiet. Heute ist er weltberühmt. Warum passiert mir das nicht? fragt ein Herr am Nebentisch. Er hat ein hartes Gesicht und einen freudlosen Mund. Wie jeder hier kenne ich die Geschichte von dem Studenten. Tag für Tag besuche ich dieses Café, aber aus meiner Tasse ist noch nie ein Küken aufgestiegen. Wir suchen das nicht aus, sagt der Ober. Allein das Küken entscheidet. Es erscheint, wenn der Richtige zu uns kommt, und das ist selten genug. Ich bin schon vierzig Jahre hier und erlebe es jetzt erst zum zweiten Mal. Vor jenem Studenten damals soll es noch einen ähnlich spektakulären Fall gegeben haben, aber das war lange vor meiner Zeit. Sei mir willkommen, Küken, sagt S. und streichelt es sanft über sein Köpfchen. Wirst du bei mir wohnen? Hast du einen Garten? fragt das Küken. Ja, in den Hügeln. Von dort wirst du das Meer sehen können, zwar nur an besonders klaren Tagen, aber ich werde mit dir zum Strand hinabsteigen, so oft du es möchtest. Wirst du mir in deinem Garten einen Tempel bauen? Ja, ich habe noch ein paar Bretter vom Baumarkt. Wahrscheinlich wird er aussehen wie ein Hühnerstall, aber er bekommt ein geschwungenes Dach, und seine Wände streiche ich dunkelrot, innen und außen. Beide schweigen. Nach einer Weile sagt S.: Jetzt fehlt dieser Geschichte nur noch ein Schluss. Nein, sagt das Küken. Jetzt fehlt nichts mehr. Copyright Peter Artur
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Gute Tote sind schwer zu finden
Winfried Schindler erlitt einen Schlaganfall. Er fiel nicht um, sondern starb und blieb an dem Tisch sitzen, wo er sich zum Mittagessen niedergelassen hatte. Seine Tochter Hanna entdeckte ihn erst an einem der folgenden Tage. "Papa!" rief sie, doch er hörte sie nicht mehr. Schon seit mehr als einem Jahr hatte er ihr eingeschärft, er wolle, wenn es so weit sei, nicht verbrannt und nicht auf dem Friedhof beerdigt werden. Er marschierte an einem der wenigen Nachmittage, an denen er nicht betrunken war, mit ihr hinaus bis zum Rand des Waldes, der ihm ebenso gehörte wie einige daneben liegende Felder, schlug einen Pflock in die Erde und sagte: "Hier soll mein Grab sein." "Ja, geht denn das überhaupt?" wagte sie einzuwenden. "Die Gemeinde …" "Die Gemeinde? Wieso die Gemeinde? Mein Körper gehört mir, mir ganz alleine. Da hat sonst keiner was zu sagen. August weiß Bescheid und wird dir beim Graben helfen." August, der Nachbar, hatte einen Minibagger, den er ihr stolz vorführte. "Eine Stunde höchstens, dann ist der Fall erledigt", hatte er gesagt. Es sollte sehr viel länger dauern, denn zwar hatte die Totenstarre sich bereits wieder gelöst, doch wollte Hanna ihren Vater nicht einfach hinlegen und bat August, ihn so zu beerdigen, wie er gestorben war. Sitzgräber hatte es schon vor Tausenden von Jahren gegeben. So abwegig war der Gedanke nicht, doch kam August beim Graben ins Schwitzen. Er musste vier Meter tief hinab. Wildschweine und andere Tiere sollten nicht die Erde aufwühlen und die Leiche anfressen können. Also schuf er zunächst eine steil abwärts führende hohle Gasse und dann hob er an deren unterem Ende einen Schacht aus, der tief und breit genug war, um den sitzenden Winfried Schindler aufzunehmen. Der Tote hatte schon angefangen zu riechen, als sein Grab endlich fertig war. Man ließ seinen Küchenstuhl hinab, setzte ihn darauf, breitete die Wolldecke von seinem Bett über ihm aus und füllte die ganze Vertiefung bis obenhin mit Erde. Diese stampfte man fest und rammte wieder den Pflock hinein, den er an dieser Stelle hinterlassen hatte. Ein Kreuz, hatte er gesagt, wolle er nicht, er, der schon seit vielen Jahren Atheist war. An den Pflock hefteten sie ein Metallschild mit seinem Namen. "Hanna, das alles gehört nun dir", sagte August. Hanna schaute auf die armselige Holzhütte, in der der alte Mann gehaust hatte, auf das verrostete Schrottauto und das kaputte Fahrrad am Hintereingang, auf den Hof, der mit vielerlei altem Zeug zugemüllt war, und auf den Wald, dessen Rand jetzt dunkel und drohend erschien und gar nicht den Eindruck aufkommen ließ, er könne jemandem unter seinen Bäumen Frieden gewähren. Aus dem Wald und den Feldern machte sie sich nichts, obwohl sie einige Jahre bei dem Alten gelebt hatte. Der hatte sie nach dem frühen Tod ihrer Mutter bei seiner Schwester untergebracht, die kinderlos war und sich freute, dass mit dem Mädchen Leben in ihre Wohnung kam. Hanna war breit gebaut, hatte ein frisches, rosiges Gesicht und kräftige Hände wie eine Bäuerin, ließ sich zur Physiotherapeutin ausbilden und lebte zufrieden bei ihrer Tante in der Stadt. Zu ihrem Vater fuhr sie nur selten. So war es ein reiner Zufall, dass sie ihn schon bald nach seinem Tod fand, und sie hatte nicht vor, sich noch lange an jenem Ende der Welt aufzuhalten, höchstens, um das Land und die Hütte zu verkaufen. "Verkaufen?" rief August entsetzt. "Du willst deinen Vater verkaufen? Der ist hier begraben und glaubst du, jemand will das Land? Das kauft dir keiner ab, denn die Leute haben Angst, dass Winfried sie sonst in der Nacht heimsucht. Den Vater verkaufen, das macht man nicht und das wird dir Unglück bringen." Auch seine Frau sah erschrocken aus. Ihr dickes Gesicht war so gelb wie die Haut auf dem Hals eines Huhns, weil auch sie sich hauptsächlich von Mais ernährte. Hanna lächelte nachsichtig über den Aberglauben dieser primitiven, zurückgebliebenen Menschen und sagte: "Mein Vater wird niemandem etwas tun. Wir haben ihn mit extra starken Seilen auf seinem Stuhl angebunden und die Erde so gut festgestampft, dass er nie wieder von dort heraus kann." "Täusche dich nicht über die Macht der Toten", erwiderte die Frau. "Sie dulden es nicht, dass man sie verrät und keiner kann sie aufhalten, wenn sie beschlossen haben, sich zu rächen." Tatsächlich fand sich in den umliegenden Ortschaften niemand, der mit dem Land Hannas etwas zu tun haben wollte. Sie musste Anzeigen aufgeben und den Preis des Anwesens immer weiter herabsetzen, bis es schließlich der Besitzer eines Sägewerks in P. kaufte, einer Stadt gut fünfzig Kilometer entfernt. Der schickte Lastwagen, schwere Waldmaschinen und Arbeiter, die die Bäume absägten, die Stämme aufluden und alles abtransportierten, auch die Äste, die sie zu Hackschnitzeln verarbeiteten. Sie kamen nicht zurück, die Hütte verfiel und die angrenzenden Raps- und Kartoffelfelder blieben als Brachland liegen. Die ganze Fläche wurde bald von stachligem Gestrüpp überwuchert, neue Bäume wuchsen nach, Schwarzwild, Wölfe, Dachse und, so erzählte man sich, auch Braunbären siedelten sich dort an. Menschen trauten sich bald nicht mehr in diese Wildnis. Einige große Vögel zogen darüber am Tag ihre Kreise, ließen nachts ihre langgezogenen Klagerufe hören, und die Menschen schlossen ihre Fenster, verriegelten die Türen und zogen sich die Bettdecke über den Kopf. Als Hanna zurück war in der Stadt, massierte sie einen Patienten und der fragte: "Haben Sie von Dr. S. gehört? Sie wissen schon, der aus dem Kreiskrankenhaus." - "Dr. S.???" - "Ja, der einem jungen Burschen den Blinddarm entfernen sollte und ihm gleich noch eine Niere mit herausgeschnitten hat. Eine Niere, einfach herausgeschnitten - und verkauft. Unsere Welt ist verrottet. Die Menschen haben vor nichts mehr Respekt. Verkaufen, verkaufen. Es geht immer nur ums Geld." Hanna wurde blass um die Nase, dachte an den Wald und die Felder, sagte aber nichts. Am Abend rüttelte es an ihrer Wohnung. Sie lugte durch den Türspion und als sie niemanden sah, legte sie die Kette vor und öffnete vorsichtig. Der Flur war leer. Vielleicht hatte einer der Nachbarn den Hauseingang offen stehen lassen und ein Windstoß war durch das Treppenhaus gefegt. Danach schlief sie schlecht, sie wurde von schweren Träumen geplagt. So folgte Nacht auf Nacht. Wenig Schlaf, schlimme Träume. Hannas Patienten hatten sie immer geliebt wegen ihres feinen Einfühlungsvermögens, doch das stumpfte infolge dieser Nächte allmählich ab. Sie lebte wie in Glaswolle gepackt, war müde und fahrig. Die Kraft in den Händen jedoch blieb. Das sollte ihr zum Verhängnis werden. Eines Tages massierte sie einem jungen Mädchen die Schultern und den Halsansatz. Sie drückte so fest zu, dass sie das Kind erwürgte. Als Hanna sah, was sie angerichtet hatte, verließ sie sofort die Praxis. Man suchte sie, fahndete nach ihr, doch fand man nicht heraus, wohin sie verschwunden war. Mehrere Leute gaben bei der Polizei an, sie in einem Zug gesehen zu haben. Und ein Nachbar ihres verstorbenen Vaters behauptete, er habe beobachtet, wie sie in das verwilderte Grundstück eingedrungen sei. Doch glaubte man ihm nicht, denn wer war er schon? Allem Anschein nach ein primitiver, zurückgebliebener Mensch, der sich nur wichtig machen wollte. Copyright Peter Artur
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Oktoberfest
Während des Münchner Oktoberfests herrscht in den S- und U-Bahnen zwischen dem Hauptbahnhof und der Theresienwiese bzw. der Hackerbrücke eine drangvolle Enge und davon profitieren die Taschendiebe. Sie haben leichtes Spiel, denn die vielen Touristen sind oft schon reichlich angetrunken, bevor sie überhaupt auf dem Festplatz ankommen, und auf der Rückfahrt natürlich noch viel mehr, jedenfalls sind die meisten so lull und lall, dass sie nicht merken, wenn man ihnen etwas klaut. Weil die Polizei das weiß, sind oft Beamte in Zivil unterwegs, die versuchen die Dinge im Auge und unter Kontrolle zu behalten. Im Vertrauen auf die Macht und die Weisheit der Ordnungshüter quetschte sich also ein Herr aus München - er hieß Georg Schneider - an der Theresienwiese in einen der vollen Züge der U 5, und obwohl er nicht betrunken war, gelang es einem Dieb ohne Schwierigkeiten, ihm seine Brieftasche zu entwenden. Dies blieb jedoch nicht unbeobachtet, und augenblicklich packte jemand den Dieb am Arm und nahm die Brieftasche an sich. "He, lassen Sie mich!" rief der Dieb. "Nein, du kommst jetzt mit. Wir steigen an der nächsten Haltestelle aus! Hallo, Sie!" sagte er dann zu Herrn Schneider und tippte ihn dabei mit dem Portefeuille auf die Schulter, "Man hat Ihnen dies hier gestohlen. Das ist doch Ihre?" Herr Schneider drehte sich um, schaute die beiden an, verstand nach einiger Zeit die Situation und wollte nach seinem Eigentum greifen. Doch der andere hob seine Hand und sagte: "Halt, halt, so schnell geht das nicht. Das muss alles seine Ordnung haben. Ich steige jetzt mit diesem Burschen hier aus, und Sie würde ich bitten, dass Sie mitkommen. Dann regeln wir alles Weitere." Der nächste Halt war der Hauptbahnhof und alle drei verließen dort den Zug. Kurz darauf saßen sie in einem kleinen Wachlokal. Der Dieb zeigte seinen Ausweis vor, hatte seinen Wohnsitz in München. "Große Konsequenzen wird die Geschichte für ihn nicht haben", meinte der Taschendiebjäger. "Den lässt der Richter morgen wieder frei, und dann kann er so weitermachen wie bisher. Irgendwann bekommt er seinen Prozess und eine lächerliche Strafe, die ihm glatt am Arsch vorbei geht. So ist das immer. Jetzt zu uns: Ich bräuchte Ihren Namen und Ihre Anschrift. Können Sie sich ausweisen?" "Mein Personalausweis ist da drin", sagte der Mann, zeigte auf das Portefeuille und wollte danach greifen. "Nein, nein! Lassen Sie, ich mache das schon", sagte der Andere und zog den Ausweis hervor. "Georg Schneider, wohnhaft in der Lerchenauer Straße." Er drehte das Dokument hin und her und notierte auf einem Formblatt sorgfältig alle persönlichen Daten einschließlich Größe und Augenfarbe. Dann stand er auf und fotokopierte die Vorder- und Rückseite, vermutlich, damit er das Foto und irgendwelche anderen Besonderheiten ebenfalls erfasste. Als er fotokopiert hatte und schließlich den Stift beiseitelegte, fragte Schneider in höflichem Ton: "Sind Sie fertig? Könnte ich jetzt bitte meine Brieftasche wiederhaben?" Der Andere blickte Herrn Schneider halb entrüstet und halb mitleidig an: "Ihre Brieftasche wiederhaben? Wo denken Sie hin?! Auf keinen Fall, dies ist ein Beweismittel. Das werde ich dem Richter vorlegen müssen. Das können Sie nicht einfach so mitnehmen." "Wie bitte? Sie geben mir meine Brieftasche nicht zurück?" "Wenn ich Ihnen dieses Beweisstück aushändige, ist das, als würden Sie an einem Tatort das Messer sehen, mit dem das Opfer erstochen wurde, und dann sagen Oh, das gehört mir und es einstecken oder das Ohr mitnehmen, das der Täter dem Opfer abgeschnitten hat." "Bekomme ich dann wenigstens das Bargeld, die EC- und Kreditkarten?" "Unmöglich, die sind für den Richter unverzichtbar, wenn er die Schwere des begangenen Delikts einschätzen soll. Haben Sie nicht irgendwelche Verwandte oder Freunde, die Ihnen Geld leihen?" "Kann ich dann wenigstens meinen Ausweis zurückbekommen? So könnte ich mich an eine Bank wenden und mir einen Kredit besorgen." "Leider auch nicht. Alles muss so zusammenbleiben, wie es jetzt ist. Sie können ja ins städtische Bürgerbüro gehen und sich einen vorläufigen Ausweis ausstellen lassen." "So einfach geht das nicht", sagte Schneider. "Damit ich dort etwas bekomme, muss ich nachweisen, wer ich bin. Dazu bräuchte ich wenigstens den Führerschein, und der ist auch da drin." "Tut mir wirklich Leid. Da kann ich Ihnen nicht helfen. Sie haben ein Auto? Das dürfen Sie ohne Führerschein natürlich nicht mehr benutzen." "Was?" sagte Herr Schneider. "Ich muss aber geschäftlich in die Schweiz." "Dann muss eben ein Kollege von Ihnen fahren. Ohne Ausweis können Sie ohnehin nicht ins Ausland reisen. Sprechen Sie doch mit den Angestellten im Bürgerbüro. Da werden Sie sicher einen Weg finden, wie Sie sich die Dokumente besorgen können, die Sie brauchen." "Mag sein", meinte Schneider, "aber damit werden Wochen oder Monate hingehen, und ich brauche die Papiere jetzt. Wie lange dauert es eigentlich bis zur Verhandlung?" "Das kann ich Ihnen nun wirklich nicht sagen. Manchmal geht das ruck zuck und in drei, vier Monaten ist alles vorbei. Doch wenn Sie Pech haben, kann sich das ein oder zwei Jahre hinziehen. Oft sind die Gerichte so überlastet, dass ein früherer Termin nicht möglich ist." Herr Schneider war völlig am Boden zerstört, schleppte sich nach Hause, bis an den Stadtrand von München, nach Feldmoching, wo er wohnte, zu Fuß natürlich, denn die Monatskarte für den Münchner Verkehrsverbund steckte auch in der Brieftasche und war ein Beweismittel. Und Geld für eine neue hatte er ja nicht. Er legte sich, endlich angekommen, auf sein Bett, ächzte und fluchte und heulte vor Wut. Als er sich am nächsten Tag entnervt auf den Weg ins Bürgerbüro machte, hielt neben ihm ein Auto. Es war ein gepflegter Mittelklasse-Wagen, und am Steuer saß der Dieb. "Armer Kerl!" sagte er und schaute Herrn Schneider freundlich an. "Na los! Steigen Sie schon ein! Wo müssen Sie denn hin?" Herr Schneider sagte es ihm und der Dieb brachte ihn in die Rupertstraße; letzterer stellte sich übrigens mit Frank vor; Georg, sagte Herr Schneider, und sie schüttelten einander die Hand und von da an sagten sie Du. Natürlich konnten die Angestellten im Kreisverwaltungsreferat für Herrn Schneider zu ihrem, wie sie sagten, größten Bedauern überhaupt nichts tun, denn irgendeine Art von Ausweis hätten sie auf jeden Fall gebraucht und Herr Schneider hatte keinen. Doch Frank wusste Rat, er besorgte seinem neuen Freund Georg einen Personalausweis und einen Führerschein, die beide täuschend echt aussahen, wahrscheinlich sogar echt waren, und was machte es schon, dass da Paul Müller draufstand und nicht Georg Schneider? Einen Nachweis für seinen früheren Namen gab es ja sowieso nicht, und so gewöhnte er sich bald an seine neue Existenz als Paul Müller. Die Fotos sahen ihm sogar ziemlich ähnlich, nur dass Georg Schneider blond war und eine Brille brauchte und Paul Müller keine Brille trug und dunkle Haare hatte. Der neue Paul Müller legte also als erstes seine Brille ab. Einige Zeit lebte er daraufhin in einer Art verschwommener Unterwasserwelt, doch wurde seine Sicht mit jedem Tag klarer und nach etwa einer Woche sah er sogar besser als vorher mit Brille. Schwieriger war die Geschichte mit der Haarfarbe. Er färbte sich seine Haare in dem dunklen Ton, den sie auf dem Paul-Müller-Foto hatten, aber dann wuchsen da immer wieder blonde Haare nach, und er kämpfte wochenlang mit der neuen Farbe, doch irgendwann hörte er auf zu kämpfen und da wurden seine Haare auch von unten her ganz von selbst dunkel. Frank tat alles für ihn, besorgte ihm nicht nur Dokumente, sondern auch genügend Bargeld. Natürlich war dies nicht ganz billig. Georg, der jetzt Paul hieß, musste ein Papier unterschreiben, in dem er sich zu allerlei verpflichtete, und die Zinsen waren schon ein bisschen hoch, aber dies war ja auch ein Notfall, in dem ihm kein anderer geholfen hätte. Als Paul Müller hatte er zunächst ein paar Probleme bei seiner Arbeit. Zwar bekam er von der Versicherung, bei der er arbeitete, weiter anstandslos sein Gehalt überwiesen, doch konnte er dieses nicht mehr vom Konto abheben, weder am Bankautomaten noch am Schalter, dazu hätte er eine EC-Karte gebraucht bzw. einen Identitätsnachweis auf den Namen Georg Schneider und beides hatte er nicht. Er fragte in der Buchhaltung, ob er sein Gehalt auch in bar bekommen könnte, doch die Damen dort betrachteten ihn halb amüsiert und halb verstimmt und sagten ihm, ihre Software lasse so etwas nicht zu. Die Zeiten seien schon lange vorbei, als die Angestellten ihren Lohn noch am Freitag in einer Tüte nach Hause oder in die nächste Wirtschaft trugen. Er sprach mit Frank über das Problem und der sagte: "Ich glaube, da gibt es bloß einen Ausweg: Du kündigst deine Stelle und ich besorge dir eine andere, wo Bargeld kein Thema mehr ist." Als Paul bzw. Georg sich mit seinem Chef unterhielt, war dieser sehr entgegenkommend, da die Geschäftsleitung die Zahl der Mitarbeiter ohnehin reduzieren wollte, und er bot eine kleine Abfindung an sowie eine Kündigung von Seiten des Arbeitgebers, so dass Georg / Paul noch Arbeitslosengeld erhalten würde. Zum Glück bekam er sowohl die Abfindung wie auch das monatliche Arbeitslosengeld als Barscheck, und die Schecks konnte er beim nächsten Postamt problemlos einlösen. Frank vermittelte ihm einen Kurzlehrgang, in dem er medizinische Fußpflege lernte, sagte ihm, er würde bei seinen Hausbesuchen sicherlich vielen hübschen jungen Frauen begegnen, doch war das nicht der Fall, denn Anfragen wegen Schönheitspflege hatte er kaum, und wenn doch, war das recht mühsam, denn seine Kunden waren überwiegend ältere Damen, deren Nägel im Laufe eines langen Lebens Zeit gehabt hatten, Schicht um Schicht zu wachsen, bis sie am Ende so dick waren, dass man sie mit der Schere oder einem Knipser nur noch mit Mühe und Anstrengung zurückstutzen konnte, eigentlich eine Beißzange gebraucht hätte oder eine Schleifmaschine. Mehr als alles Andere musste er sich jetzt um eingewachsene Nägel kümmern, Hornhaut abfeilen, Hühneraugen entfernen oder Fußpilz bekämpfen. Trotz allem machte ihm seine neue Arbeit jedoch Spaß, denn er konnte neu anfangen als Paul Müller, wurde bei seinen Hausbesuchen von den oft recht einsamen alten Menschen fast immer freudig willkommen geheißen und bekam nach jeder Sitzung nicht nur sofort seinen Lohn bar auf die Hand, sondern häufig noch ein Trinkgeld dazu. Paul pries sich im Internet an und kannte bald auch einige Friseure, die ihn empfahlen und seinen Flyer in ihre Schaufenster hängten. Die Mundpropaganda der ersten Kunden tat ein Übriges, so dass Paul schon recht bald von seiner Arbeit als Fußpfleger leben und sogar monatliche Raten für Frank abzweigen konnte. Mit seiner neuen Arbeit wechselte er auch sein Klingelschild. Statt "Georg Schneider" stand da jetzt "Paul Müller", was niemanden störte. Seine Wohnungsnachbarn kannten ihn ohnehin nicht, und diejenigen, die bemerkten, dass man ein neues Namensschild an der Tür befestigt hatte, freuten sich, dass da scheinbar einer eingezogen war, der nicht, wie viele andere, vorher die Fliesen im Bad heruntergeschlagen und mit Bohrhammer und Schleifmaschine wochenlang für nervenden Baulärm gesorgt hatte. Seltsamerweise war es jedoch nicht so, als hätte er bloß seinen bisherigen Namen abgelegt wie einen alten Mantel, den man in einen Container stopft, sondern als hätte er sich zusammen mit dem Mantel auch von einem Großteil seines bisherigen Lebens und auch von einigen seiner Probleme losgesagt. Unter anderem änderte sich zu seinem Erstaunen sein Verhältnis zu seinen Nachbarn. Während Georg Schneider vorher stets eilig an Entgegenkommenden im Flur vorbeigegangen war und sich höchstens ein "Hallo!" abgerungen hatte, blieb Paul Müller gerne stehen und suchte das Gespräch, fragte, interessierte sich für die Anderen, lud sie ein, und so entstanden mit der Zeit Freundschaften und er wuchs in eine Hausgemeinschaft hinein. Vollends veränderte sich seine Lebenssituation, als er bei der Arbeit tatsächlich, wie Frank vorhergesagt hatte, eine junge und hübsche Frau namens Elisa kennen lernte. Vorher - als Georg Schneider - hatte er sich mit seinen Freundinnen kaum mehr beschäftigt als mit irgendwelchen Vorgängen in der Versicherung: routiniert, aber ohne allzu viel Gefühl und Geduld an sie zu verschwenden. Gut, als Achtzehnjähriger hatte er manchmal stundenlang mit einem Mädchen geknutscht, öffentlich und gut sichtbar, um mit seiner Freundin anzugeben. Später hatte er eine andere hingebungsvoll und unendlich lange am ganzen Körper gestreichelt und geküsst und es war sehr schön gewesen, und dann hatte er einige andere kennen gelernt, die nicht weniger aufregend gewesen waren. Seine sich verströmende Zärtlichkeit war zwar nie ganz versiegt, aber irgendwann doch zu einem bloßen Kanal verkommen, der direkt zum Sex führte und wieder von diesem weg, auch von ihm selber, Georg, weg. Doch seit er sich in Paul Müller verwandelt hatte, war plötzlich nichts mehr wie vorher. Er hatte Lust, diese Elisa kennen zu lernen, fühlte sehr viel mehr als bloß ein Verlangen nach ihrem schönen Leib. Da war nur wenig Oberfläche, sie riss ihn gleich und entschieden hinab in ihre Tiefe und er ging begeistert mit ihr unter und tauchte wieder auf und begegnete ihr, die sie feinfühlig war und klug und ihn mit ihren Geschichten faszinierte. Er bekam bei und mit ihr das Gefühl, dass er noch nie mehr gelebt hatte als in diesem Augenblick. So vergingen Tage, Wochen und Monate voller beschwingter Leichtigkeit, bis er eines Tages einen Brief erhielt, denn auf seinem Briefkasten standen noch immer beide Namen. In diesem Brief wurde Georg Schneider mitgeteilt, der an ihm verübte Diebstahl komme demnächst zur Verhandlung. Er möge sich bereit halten für die allfällige Überlassung seiner Brieftasche. Obwohl er mit der voraussichtlichen Rückgabe wieder in allen Belangen als Georg Schneider würde auftreten können, steckte er seine Paul-Müller-Dokumente ein, als er zu der Verhandlung ging. Sein Freund Frank wurde, wie erwartet, zu einer äußerst geringen Strafe verurteilt und verließ lächelnd den Gerichtssaal. Am Ende blieb vor dem Richter die Brieftasche liegen und man rief einen Georg Schneider auf, sein Eigentum wieder an sich zu nehmen. Der Bestohlene ging nach vorne, und damit alles seine Richtigkeit hatte, verlangte man von ihm, sich auszuweisen. Natürlich konnte er das nicht, da seine jetzigen Ausweise sämtlich auf Paul Müller lauteten und er überdies mittlerweile ganz anders aussah als Georg Schneider auf den einbehaltenen Passfotos, dunkel, ohne Brille und auch jünger, denn die Liebe nimmt die Jahre weg. Es nützte ihm nichts, dass er sagte, er komme im Auftrag von Georg Schneider, denn in diesem Falle hätte er eine gerichtsfeste Vollmacht benötigt und die hatte er nicht. So kam es, dass die Brieftasche, da sich ihr rechtmäßiger Eigentümer nicht meldete, vom Gericht einbehalten wurde und selbiger sie seitdem nie wieder gesehen hat. Zwar wurde so der irdischen Gerechtigkeit nicht wirklich Genüge getan, doch dürfen wir uns Paul Müller trotzdem als einen glücklichen Menschen vorstellen. Copyright Peter Artur 2011
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Party Girl Es war früh am Morgen, als sie die Party verließ und sich auf den Heimweg machte. Sie hatte nicht auf die Uhr geschaut, aber es musste schon nach drei sein, denn die Nacht hatte diese samtige Tiefe, die wenige Stunden vor Sonnenaufgang alle Dunkelheit dieser Welt in sich hineinzieht. Sie trug ein Kleid und eine knapp sitzende grüne Jacke, die ihre schlanke Gestalt und ihre schmalen Schultern betonten, und in der Septemberkühle spürte sie die Feuchtigkeit, die sich beim Tanzen über ihre Haut ausgebreitet hatte und in den Stoff ihres Slips und ihrer übrigen Kleider eingesickert war. Dieser Kleiderstoff kam ihr nun vor wie Salz oder Zucker, die nach Nässe verlangen mit dem Wunsch, sich darin aufzulösen. Sie fröstelte bei der Vorstellung, dass dies geschähe, spürte dann jedoch zu ihrer Beruhigung, dass der Stoff zwar vielleicht ein wenig geschmolzen und dünner geworden war, sie aber immer noch bedeckte, noch immer Schutz bot, recht wenig allerdings, wie sich gleich zeigen sollte. Vor ihr tauchte ein Schatten auf, wurde zu einem festen Umriss und einem Gesicht; ein Junge stand vor ihr, etwa fünfzehn Jahre alt, dünn wie ein Bleistiftstrich, doch kräftig genug gezeichnet, um für einen Menschen durchgehen zu können. "Ey Tante", sagte er. "Du bist vierzig. Ist das nicht was zu alt, um noch auf Partygirl zu machen?" Wo kam dieser Bengel her, jetzt, morgens um drei? Hatte er keine Eltern, die ihn ins Bett steckten? Sie strich sich über die Hüften, die Schenkel, da war überall noch Stoff. Was wollte dieser Junge von ihr? Sie drehte sich weg, begann zu laufen, schaute sich immer wieder um, verlangsamte ihren Schritt erst dann, als sie sicher zu sein meinte, dass ihr keiner folgte. Weil sie bei dem Gerenne Durst bekommen hatte, war sie froh, als vor ihr die Tür eines Supermarktes aufleuchtete, und sie trat ein. Schön, dass es Geschäfte gab, die morgens um drei auf hatten. Gab es Geschäfte, die morgens um drei auf hatten? Egal. Sie schlenderte durch die Regalreihen und nahm einen Energy-Drink mit. Vor ihr an der Kasse standen nur zwei Leute: eine dicke Frau um die sechzig und ein ziemlich heruntergekommener älterer Mann mit speckigen Kleidern und schlohweißen Haaren, die bestimmt schon sehr lange kein Shampoo mehr gesehen hatten. Plötzlich drängte sich ein junger Kerl zwischen sie und die dicke Frau vor ihr. Sie war empört und wollte etwas sagen, da merkte sie, dass der Bursche nicht allein war, sondern dass er mit einem redete, der sich hinter sie gestellt hatte, in einer Sprache, die sie nicht verstand. Sie war jetzt zwischen den Beiden eingekeilt. Der hintere musste seinen Mund sehr nahe an ihrem Nacken haben, denn sie spürte, wie er atmete. Den Typen schien das aber nicht weiter zu kümmern. Der Vordere drehte sich jetzt ganz um, berührte sie ungeniert mit seiner Hand am Oberarm und schob sie einige Zentimeter zur Seite, damit er seinen Kameraden besser sehen konnte. Da wandte auch sie sich um und bemerkte zu ihrem nicht geringen Schrecken, dass da der Fünfzehnjährige stand. Zwischen den beiden fuhr so etwas wie elektrischer Strom ihre Nervenbahnen entlang. Eine Art Magnetfeld war um sie herum entstanden. Die Verkäuferin, die ein auffällig rotes Gesicht hatte, fragte den alten Mann, ob er Treuepunkte wolle. Da dieser verneinte, rief die Verkäuferin laut: "Wer will die Treuepunkte von diesem Herrn?" Kaum hatten sie dies gehört, stürzten sich die beiden jungen Männer vor zur Verkäuferin und griffen nach den Treuepunkten. In diesem Augenblick sah die Vierzigjährige, dass die Männer nichts eingekauft sondern einfach nur da gestanden hatten und sofort den Laden verließen, als sie die Treuepunkte in der Hand hielten. Die Frau zahlte und strebte dem Ausgang zu, doch die automatische Glastür vor ihr öffnete sich nicht. Sie ging zurück zur Kasse, hielt der Rotgesichtigen den Kassenzettel hin, sagte, sie habe doch bezahlt und fragte: "Warum komme ich nicht hinaus?" Sie erntete einen verständnislosen Blick und wiederholte ihre Frage, diesmal mit mehr Nachdruck. Die Kassiererin schaute ungnädig und versetzte: "Haben Sie Ihren Führerschein mit?" Da schämte sich die Frau. Man hatte sie an einem empfindlichen Punkt getroffen, denn so lebenstüchtig sie sich sonst einschätzte, die Führerscheinprüfung hatte sie nicht geschafft, eine Hürde, die andere mit der größten Selbstverständlichkeit nahmen. "Haben Sie dann wenigstens eine Bescheinigung, dass Sie nicht Auto fahren können?" Die Frau blickte verwirrt und die Kassiererin setzte nach: "Sie brauchen eine Bescheinigung, so wie Leute, die nicht gehen können." Behindert! dachte die Frau. Die denkt, ich bin behindert und brauche einen Behindertenausweis. Wie komme ich jetzt aus diesem Supermarkt? Während noch diese Gedanken in ihrem Kopf kreisten, stand sie vor dem Ausgang, der verschlossenen Schiebetür. Diese öffnete sich jedoch unversehens, als von außen zwei junge Männer heranstürmten und in den Laden traten. Blitzartig und wie nebenbei erkannte sie die Frau als die Beiden von vorhin, die Treuepunkte geholt hatten. Sie nutzte sofort die Gelegenheit und schlüpfte hinaus ins Freie. Einmal draußen, zögerte sie jedoch, nach Hause zu gehen. Es war irgendetwas geschehen. Auf einmal hatte sie so eine Ahnung, dass sich in diesem Supermarkt ein Geheimnis verbarg, das direkt mit ihr zu tun hatte. Außerdem regnete es heftig. Sie drehte auf dem Absatz um, ging auf die Glastür zu und diese öffnete sich. Als sie eingetreten war, flammten um sie herum immer mehr Lichter auf, bis das Geschäft gleißend hell leuchtete wie ein südlicher Sonnentag. Es war, als ob man auf sie, gerade auf sie gewartet hätte. Sie zog ihre Schuhe aus und stellte sie neben den Eingang. Copyright Peter Artur
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Koch was - aber viel davon Eric S. saß vor seinem Monitor und schaute sich an, was er eben am Computer geschrieben hatte. Der Job war nicht berauschend und es gab lausig wenig Geld, doch konnte er in seinem Alter nichts Besseres mehr kriegen. "Fünfzig Jahre?" sagten sie und man sah ihnen an, dass sie dachten: "alter Knacker". Er sollte einen angefangenen Text ausarbeiten, dem fast alles fehlte, und er sollte ihm Leben einhauchen, wie die Götter früherer Zeiten irgendwelchen Brocken Erde Leben eingehaucht hatten. "Ihr werdet sein wie Gott", fiel ihm noch ein und er murmelte den Satz vor sich hin. Das hatte eine Schlange gesagt, angeblich der Teufel. Zwar ging es hier nicht um Lehmklumpen, dafür aber um Erkenntnis und das Verspeisen einer besonderen Köstlichkeit. Daraus müsste sich etwas machen lassen, doch alles, was er im Augenblick zustande brachte, war dieser Befehlssatz für einen Küchenchef: "Koch was - aber viel davon." Es war eine gute Zeile, und sie war ihm einfach so gekommen, schon völlig druckreif und wäre auch gut gewesen als Aufhänger für einen Dialog - doch er wollte sie als Titel. Jetzt brauchte er bloß noch ein paar Sätze, die ein paar Leute sagten, und sowohl die Sätze wie die Leute mussten zum Titel passen. Nur leider fiel ihm nichts ein. "Koch was - aber viel davon." Das klang nach dem Brei, der für die ganze Stadt reichte, nach dem Schlaraffenland, nach Genüssen aller Art und alles im Überfluss. Sicher, nur leibliche Genüsse, doch das war ja nicht wenig. Er wünschte, er könnte sich jede solche Begierde erfüllen, und er wusste, viele Andere wünschten sich das auch und blieben doch fast immer meilenweit von der Straße entfernt, die ins Tal jener Lüste führte. Auch Eric S. bekam viel zu oft nicht das, was er sich wünschte, und er musste sich dann mit Dingen abfinden, die er nie gewollt hatte und die er eigentlich nicht hätte akzeptieren dürfen und - aus Schwäche - doch akzeptierte. Die Jahre hatten sich davon geschlichen, er war älter geworden, und Andere begannen - wie er fast täglich feststellen musste - ihn wegen seines Alters immer dreister auszuzählen, und er schaffte es mit jedem Tag weniger, als der starke, junge und hinreißende Mann aufzutreten, der er, wie er dachte, einmal gewesen war. Zwar spürte er mit Erleichterung, dass er immer noch halbwegs anziehend wirkte auf Frauen, aber etwas Besseres als eine eher flache Art von Befriedigung war da nicht. Es kam - von einer einzigen und nur ein paar Monate währenden Ausnahme abgesehen - nie zu den übers Land rasenden Zündfunken, die großartige Kanonenschüsse auslösten, einen unaufhörlichen Donner, der ihn - wie er es sich ersehnte - ins Allerinnerste traf, ihn fast vernichtete, immerhin nur fast, denn die völlige Vernichtung wäre auch das völlige Glück gewesen, und wer erträgt das schon? Da ihm also keine passenden Textzeilen einfielen, bastelte er an einer Website herum, probierte mehrere Layout-Varianten aus. Für die Site hatte er genug Zeit, sie sollte erst am Ende der Woche fertig sein und jetzt war Dienstag. Früher war immer alles eilig gewesen, man hatte ihm jeden Entwurf aus der Hand gerissen, schnell, schnell, her damit, die Links werden schon gehen und der Rest auch. Jetzt ließ man ihn vor sich hin wursteln und niemand schien das, was er machte, allzu dringend zu brauchen. Wahrscheinlich erwartete keiner mehr irgendwas Großartiges von ihm und man ließ ihn eben in seiner Ecke verrotten statt ihn zu feuern, da die Ablöse teurer gekommen wäre als eine Weiterbeschäftigung bei dem lächerlichen Lohn, den man ihm zahlte. Er versuchte sich mit den anderen gut zu stellen und dachte, wenn ich friedlich bin, sind die es auch, und meistens funktionierte das. Die schneidende Herablassung war jedoch kaum zu übersehen, wenn einer bei ihm vorbeikam und einen Blick auf seinen Computerbildschirm warf. "Hast du den Text fertig?" fragte Samuel, der sich Sam nennen ließ, ausgesprochen Sämm. Sam war jung, dynamisch, hatte einen kahlrasierten Schädel und es war klar, dass er sich damit nach oben durchdrücken wollte in Richtung Chefetage. Obwohl - Kahlrasierte waren da oben eher selten, bisher jedenfalls, und bisweilen reichte es auch nicht, bloß einen harten Schädelknochen zu haben, man brauchte manchmal auch noch ein bisschen was innen drin. "Das wird schon", sagte Eric S. Warum sollte er sich von dem Schnösel ausfragen lassen, der kaum halb so alt war wie er? Er versuchte, einen optimistischen Glanz in seinem Blick aufstrahlen zu lassen und sagte: "Ich lass das kommen, Mann, ich lass das kommen." "Dann frohes Schaffen", sagte Samuel und verzog sich. Inzwischen war Mittagszeit. Früher hatte er in der Kantine immer bei der Geschäftsführung mit am Tisch gesessen, aber da war schon länger kein Platz mehr für ihn. Zwar gab man ihm keine bösen Worte, doch schob man ihn skrupellos mit einem unsichtbaren Ellbogen beiseite. Notgedrungen setzte er sich also zu einigen Sekretärinnen. Besonders bei zweien von ihnen verging ihm manchmal der Appetit, wenn er sich die beim Essen ansehen musste und wie heftig geschminkt die waren oder was für tief ausgeschnittene Blusen die anhatten. Grässlich! Und dieses ewige dumme und oft niederträchtige Geschwätz! Bei aller Abneigung versuchte er im Gespräch höflich zu bleiben, doch gelang ihm das nicht immer und natürlich entging besonders den zwei Schlampen nicht die Verachtung und der Ekel in seinem Blick und seiner Stimme, und unter der dünnen zivilisierten Oberflächenschicht wuchs auf beiden Seiten krebsgeschwürartig der Hass. Und weil die Schlampen den Hass zu brauchen schienen, saßen sie unfehlbar jeden Tag an seinem Tisch. Und sie beschwerten sich irgendwann über die Frauenfeindlichkeit von Eric S., und die Geschäftsleitung nahm ihn nicht in Schutz. So redete er also an einem Tag wie immer irgendwelchen Mist mit den Sekretärinnen. Da griff eine in ihre Handtasche und händigte ihm einen Brief aus. "Von der Firmenleitung", sagte sie. Eric S. riss ihn auf und er sah, es war eine Abmahnung. Ihm war schlecht. Er ließ seinen noch fast vollen Teller stehen und ging Richtung Toilette. Als er zurückkam, hatte sich die Kantine geleert, nur ein paar wenige Leute saßen herum und sieh an, sein Teller stand auch noch da. Eric S. griff nach Messer und Gabel und machte sich mit wütender Entschlossenheit über das kalt gewordene Essen her. Eine der ekligen Sekretärinnen war am Tisch sitzen geblieben und beobachtete ihn. Als sie sah, dass ihm nach einer Weile die Augen zufielen, sagte sie in neckischem Ton: "Ich werde Ihnen ein Geheimnis enthüllen: Ich habe Ihnen was unter die Nudeln gemischt." Das war das letzte, was Eric S. hörte, dann legte er seinen Kopf auf den Tisch und wurde so vom Küchenpersonal gefunden, das die übrigen Teller von den Tischen räumte. Copyright Peter Artur 2011
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Die Verführung der Nicoletta M. Nicoletta hatte für Richard schon fast jedes Geheimnis verloren, als sie neben ihm im Kino saß und er ihr seine Hand aufs Knie legte und langsam unter ihr Kleid schob. "Nein", sagte sie, und er fand sie auch hier gewöhnlich und allzu vorhersehbar, als sie nichts weiter sagte, sondern ihre Hand auf seine packte und ihre Finger zusammenzog, als sollten sie eine Gabel halten. Immer dieselbe Bewegung der Finger. Er hatte das bereits bei ihr gesehen, als er sie ein paar Stunden davor kennen lernte, oder eigentlich war es eher so gewesen, dass sie sich ihm aufdrängte. Auf der Auer Dult, dem Markt wenige Busminuten vom Rathaus entfernt, hatte sie auf den freien Platz neben ihm gezeigt und ihren Teller mit Schupfnudeln und Sauerkraut auf dem Tisch abgestellt, als er nicht protestierte. Sie hatte ihn angeschaut und "Was essen Sie da?" gefragt. Er meinte einen italienischen Akzent heraus zu hören. "Ich glaube nicht, dass wir zusammenpassen", hatte er geantwortet, "Dies ist Crêpe mit Cointreau. Ich liebe es französisch." Und das hatte er beileibe nicht nur so dahin gesagt. Er mochte Frankreich sehr und er hatte Französinnen gekannt, oh la la! Und jetzt saß er neben dieser Nicoletta im Kino und es ging - im Film - einmal wieder um das Ende der Welt. Dass dieses bald eintreten würde, nahm er inzwischen fast hin, wie man jedes Sterben hinnimmt, so wie das eigene, als unvermeidlich, na ja, nicht ganz ungerührt, irgendwie betroffen ist auch der Stumpfste von uns, selbst der Hirnlose im SUV, dem riesigen Geländefahrzeug, das die Erdölvorräte dieser Welt schneller verschluckt als jeder Alkoholiker sein Bier oder seinen Schnaps - aber dass sie Schupfnudeln mit Sauerkraut aß, das drückte doch irgendwie unbehaglich gegen seine Magengrube, und dies noch mehr, als sie ihm bestätigte, dass sie Italienerin war. Wäre sie eine Nigerianerin gewesen, die Schupfnudeln mit Sauerkraut aß, hätte ihn das vermutlich weniger gestört. Aber Italienerin, das bedeutete für ihn - nach einigen Erfahrungen, die ihn jetzt ganz sicher zu einem einseitigen, grobschlächtigen und ungerechten Urteil verleiteten - nichts anderes als ein Mann-Frau-Verhältnis der wechselseitigen Sklaverei, ein weiblicher Würgegriff mit rachsüchtigem und erstickendem Sich-Festklammern am Männchen, dem das Weibchen - bevölkerungsstatistisch gesehen vermutlich zu Recht - Untreue unterstellte, außerdem verband er mit Italienerinnen ein haltloses, nervtötendes, schrilles Lamentieren und eine ewige Unpünktlichkeit in jeder Hinsicht und das Verpassen von fast allem, was ihm wichtig war. Und da für Italiener und -innen ein Abweichen von Pasta und Co. nicht üblich war, musste einem diese Frau, die sich daran machte, Schupfnudeln mit Sauerkraut zu essen, mehr als alarmierend erscheinen. Es war beileibe nicht so, dass er Italienerinnen hasste, ganz im Gegenteil, er hatte in Italien wunderbare Menschen getroffen, auch wunderbare Frauen, und doch war seine Meinung speziell über letztere desto positiver gewesen, je weniger erotisch-sexuelle Interessen eine Rolle spielten. Wenn einer seiner Freunde oder Bekannten sich auf eine Italienerin einließ und es entstand eine glückliche und befriedigende Beziehung, fand er das natürlich gut, doch wenn einer mit einer solchen Frau in Schwierigkeiten geriet, bedauerte er ihn eigentlich nicht - schließlich ist jeder für sich selber verantwortlich - und er konnte sich im Zweifelsfall ein heimliches Grinsen nicht verkneifen, jedenfalls dann, wenn ihm dieser Mensch nicht sonderlich sympathisch erschien. Das einzige Geheimnis, das ihm bis jetzt von Nicoletta geblieben war, war ihre stillschweigende und zwar ein wenig ratlose, aber beharrliche Hingabe an das Nichts, das sie ihr Leben nannte. "E che farai domani?" fragte er - Und was machst du morgen? - als sie aus dem Kino kamen. Er redete einfach nur, um kein Schweigen entstehen zu lassen. "Niente", sagte sie, nichts, erstaunlich wenig verlegen um Wörter, selbst um solche nicht, die verräterisch und peinlich waren. "Wir könnten uns im Weißen Bräuhaus im Tal treffen, sonst kenne ich bisher keine Lokale in München. Um sieben?" Er zögerte. "Sieben geht nicht. Um acht", meinte er dann. Ihm war halb schlecht, doch dann erinnerte er sich daran, wie rund und schön ihre Arme und Schenkel sich angefühlt hatten. Dies durfte noch nicht das Ende sein. "Ich werde kommen", sagte er, und er hatte mehr als eine Bedeutung dieses Satzes im Kopf, als er nach Hause fuhr. Wunschdenken der Männer! Am Biertisch im Bräuhaus erzählte sie ihm dann, dass sie die Beste ihrer Klasse gewesen sei, aber nicht studieren konnte, weil ihre Eltern kein Geld hatten. Diese Geschichte hatte er schon zu oft gehört, als dass sie ihn noch hätte beeindrucken können. Wenn sie sich schon nicht um ein Stipendium bewerben konnte oder wollte, warum suchte die Frau sich dann keine Arbeit und sparte Geld? Er selber hatte immer gearbeitet, auch noch während des Studiums, als Lieferwagenfahrer, oder er hatte Privatwohnungen renoviert, dafür sogar Samstagabende und Sonntage geopfert. Seine Examen hatte er trotzdem nach dem absoluten Minimum an Semestern geschafft und gelebt hatte er auch. Wer wirklich studieren wollte, konnte das hinkriegen. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, sagte sie. "Ich arbeite schon jahrelang, aber ich konnte fast nichts sparen. Ich wohne nicht in einer Stadt wie München, wo es viele Möglichkeiten gibt, sondern auf dem Land in Mittelitalien. Für eine Ungelernte ist es dort schwer, eine Stelle zu bekommen, und wer eine findet, verdient sehr viel weniger als in Deutschland. Und dies Wenige ist bisher fast komplett für meine Wohnung draufgegangen. Ich suche jetzt gerade etwas Kleineres, Billigeres." "Leben deine Eltern noch?" fragte er. "Ja. Aber ich will mit meinen dreißig Jahren nicht mehr bei ihnen wohnen. Ich bin schon mit 18 ausgezogen." Er wusste, dass das ungewöhnlich, fast ungeheuerlich war für italienische Verhältnisse. Die meisten jungen Leute des Belpaese hatten es nicht eilig, aus dem warmen elterlichen Nest zu flüchten, fanden es völlig normal, bis dreißig oder länger dort wohnen zu bleiben. Nicoletta wollte ihm also sagen, dass sie nicht nur eine kluge, sondern auch eine unabhängige, starke junge Frau war. Aber auch dieses Lied beeindruckte ihn nur wenig. Er war, in Deutschland, selbstverständlich bereits mit 18 zu Hause ausgezogen, inzwischen gerade mal 30 Jahre alt, stand auf eigenen Füßen und dazu gehörte es auch, dass er die Miete für ein - wenn auch kleines - Appartement der Münchner Innenstadt selbst bezahlte. Er war immer bereit zu arbeiten und Opfer zu bringen für die Aussicht, damit eine gefühlte Unabhängigkeit zu erreichen, und so wie er dachten auch seine Freunde und /Innen. Nicoletta also trat ihm mit großartiger Geste, geradezu als eine Auserwählte des Schicksals entgegen, als eine, die gegen tausend Widerstände in Italien sich erkämpft hatte, was für junge Leute in Deutschland eher selbstverständlich schien. Und irgendwie war er sich fast sicher, dass bei ihrem Heldenlied sich über kurz oder lang unweigerlich Misstöne einschleichen würden. Häufig hatte er gerade bei ach so unkonventionellen Italienerinnen erlebt, dass diese wie ausgewechselt waren, wenn es irgendwann ans Eingemachte ging, denn dann fielen nämlich plötzlich gerade sie, von denen man (oder sollte er sagen: Mann) dies zuallerletzt erwartet hätte, in äußerst fest gefahrene Verhaltensmuster zurück. Italiener, Männer, womöglich in gewissen Fällen ein bisschen weniger, Italienerinnen aber auf jeden Fall waren Neandertaler, was ihre Gewohnheiten betraf. "Ich habe angefangen zu studieren", sagte sie jetzt. "Meine Ersparnisse haben für die Studiengebühren nicht gereicht, also habe ich einen Kredit aufgenommen." "Ich kann dir Geld geben", sagte Richard. "Zinsfreies Darlehen." "Nein, das möchte ich nicht", versetzte sie. "Ich komme alleine zurecht. Ich arbeite bei einer Firma in meinem Wohnort dreißig Stunden die Woche an der Bügelmaschine. Ich kann nicht jeden Tag die eineinhalb Stunden mit dem Auto bis zur Uni fahren, doch kenne ich inzwischen einige Studentinnen, die Vorlesungen für mich mitschreiben, falls ich diese wegen der Arbeit verpasse." "Und was machst du jetzt hier in Deutschland?" "Ich studiere Sprachen, unter anderen Deutsch, und ich will hier meine Kenntnisse ausprobieren." "Und warum sprichst du dann die ganze Zeit mit mir Italienisch?" "Ich schäme mich für mein tedesco maccheronico, mein Spaghettideutsch. Du kannst ja ein bisschen mit mir üben." "Vediamo", sagte er: Mal sehen. Falls sie vorhatte zu klammern: Sie war ja nur noch eine Woche da und würde dann wieder nach Italien fahren. Andererseits: Wenn er bei ihr jetzt noch etwas ausrichten wollte, hatte er nur eine Woche. Er musste sich sputen, sollte sich aber besser keine Hast anmerken lassen. Am Sonntag hatte er sie kennen gelernt und, wenn das stimmte, was sie ihm erzählte, war sie noch immer sozusagen Jungfrau, das heißt, in München bisher ungevögelt geblieben, und das nach fast zwei Wochen in dieser Stadt, die zupackend ist und ausschweifend und nach allem greift, das schön und verlangend daherkommt. Er liebte München und hatte Sympathie für diejenigen, die sich in den weitgespannten und gelegentlich fast unsichtbaren Netzen hier verfingen. Er verfing sich selber gern und verstand alle, denen es ähnlich ging. Als er Nicoletta später in Italien wiedersah, wirkte sie deutlich älter und verbrauchter - wie eine Frau nach zwei Kindern, zu viel Sonne und reichlich Lethargie. Dabei hatte sie gar keine Kinder, mied im ewigen Schatten ihrer Wohnung hinter den immer geschlossenen Lamellen-Fensterläden das helle Licht des Tages, und da schien es keinen Grund zu geben, dass sie so auffällig alterte - außer vielleicht, dass sie ganz einfach an der Luft trocknete wie Parma-Schinken. Hatte er noch Lust, sie zu vögeln, so wie sie jetzt aussah? Er drückte sich um eine wirkliche Antwort und versuchte einfach nur bella figura zu machen, das heißt, möglichst nur angenehm aufzufallen in dem an ihm vorbei strudelnden italienischen Leben. Doch wollen wir nicht vorgreifen. Noch sind wir in München und er schleicht um sie herum. Sie schien es übrigens kaum erwarten zu können, ihn zu treffen - einmal rief sie ihn sogar bei der Arbeit an, was ihm alberne Bemerkungen der versammelten Kollegen einbrachte - und am Abend ließ sie sich gern von ihm nach Hause bringen, doch dann schickte sie ihn an der Haustür weg. Irgendwann lud er sie zum Essen ein, zu ihm nach Hause. Ein sehr einfaches italienisches Essen, aber aus allerbesten, ganz frischen Zutaten. Sie aß, lobte ihn, trank Wein dazu, am Ende auch einen Limoncello, den Zitronenlikör, und ließ sich dann die Bluse und den BH ausziehen. Ihm wurde heiß und eng, als er mit der Zunge über ihre Brüste fuhr, die rund und süß und für jemand so Filigranen wie sie geradezu unverschämt groß und schwer waren. Als seine Finger weiter wollten, hielt sie ihn jedoch schon wieder auf. "Nein, das will ich nicht", sagte sie. "Erst nach der Heirat?" fragte er zurück. "Blödmann!" versetzte sie. "Auch wir Italienerinnen leben in Europa. Aber ihr Männer sollt uns respektieren. Und du wirst warten müssen, bis ich will." "Kein Wunder sind eure Männer so scharf auf die Touristinnen." "Kann schon sein, dass die anders sind als ich. Aber das interessiert mich nicht. Ich bin keine Nutte." Das war hart. Ungerecht. Schrie zum Himmel. "Dabei hast du so feine Wäsche", sagte er. "Eine so zarte Schrift. Kennst alle Geschmacksnuancen von der Erde bis zum Himmel. Warum also trittst du um dich wie ein Maultier?" "Ich stehe nicht auf Komplimente", sagte sie, und sie wusste, dass sie log - da war er sicher. "Und warum soll ich nicht sagen, was ich denke? Dein Problem, wenn du das nicht verträgst." Am folgenden Tag war sie wieder bei ihm. Er durfte ihr nicht nur die Bluse, sondern auch die Hose ausziehen, ihre Beine küssen von den Zehen bis zu den Oberschenkeln. Aber bevor es weiter gehen konnte, waren da wieder ihre Finger, die ihn stoppten. "Ja, ich weiß", sagte er. "Respekt. Und Respekt bedeutet Warten." Er zog sie wieder an: Ihren BH, die Bluse, die Hose. "Was machst du?" fragte sie. "Wir warten", entgegnete er. "So habe ich das nicht gemeint", wandte sie ein. "Aber ich", versetzte er. "Zieh deinen Mantel an und geh nach Hause." "Bist du jetzt beleidigt?" "Kann schon sein, aber ist das nicht egal? Schließlich bist du keine Nutte, oder?" "Du willst mich nicht verstehen." "Nein. Und nun zieh deinen Mantel an und geh!" Da stellte sie sich vor ihn hin, knöpfte sich ihre Bluse und die Hose auf und schleuderte beide auf den Stuhl. Den BH warf sie hinterher. Dann legte sie sich auf das Bett, hob ein wenig den Hintern und zog sich den Slip aus. Am folgenden Morgen stand er früh auf und holte Brötchen. Die Straßen leuchteten strahlend hell, obwohl sie voller Schneematsch, Hundekot und Pfützen waren. Es war kalt und feucht und scheußlich, aber er fühlte sich unglaublich gut. Nach zwei weiteren Morgen mit frischen, verführerischen, himmlisch schmeckenden Vollkornbrötchen fuhr sie nach Italien zurück. "Ich werde an dich denken", sagte sie, "und an den Duft und das Leben dieser Stadt." Er widersprach ihr nicht, winkte ihr nach, bis der Zug in der Ferne verschwand. Sie war eine wundervolle Frau, doch irgendwie schien es da ein Gesetz zu geben: Je weiter sie sich von ihm entfernte, desto mehr strömte verloren Geglaubtes wieder in ihn selber zurück. Er ließ in der folgenden Zeit ihre Karten unbeantwortet, ihre Briefe öffnete er nicht. Keineswegs aus Bosheit oder Desinteresse. Es war einfach sein Wunsch, etwas zu bewahren, das durch zu viel Kontakt mit Luft und Licht und Lesen und auf den Wegen der Post womöglich für immer zerstört werden konnte und für das es - wie er dann merkte - doch keinen Ort gab, wo es wirklich sicher aufgehoben war, und er musste beklommen zusehen, wie das alles unterging in einer bis zum Herzen steigenden ungeheuerlichen Flut, die neu und unerwartet aus ihm selber hochwirbelte. Er griff nach dem Tischkalender, den er als eine Art Tagebuch benutzte, schrieb eigentlich nichts, bloß ein paar - fast unleserliche - Krakel. Es kam nicht darauf an. Das Untergegangene würde er, wenn er sich richtig verstand, in eine dankbare Erinnerungsecke des Kalenders und - ja! - auch seines Körpers verschieben, aber keinesfalls wirklich retten können, dafür schritt das Leben zu machtvoll voran. Aber irgendetwas würde bleiben von Nicoletta und wäre es auch nur dieser Duft nach frischem Oregano, den sie verbreitet hatte, wohin immer sie auch ging. Copyright © Peter Artur 2011
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Zwerghamster Es war Sonntag und ich stand vor einem Gehege im Tierpark, na ja, keinem Gehege, sondern vor etwas, das höchstens zwei Quadratmeter groß war, winzig, eher ein Käfig, nach oben hin offen, und darin gab es nichts zu sehen außer einem Holzverschlag, der leicht nach Tier zu riechen schien. Sicher konnte man allerdings nicht sein. In einem Zoo mischen sich Hunderte von Gerüchen. "Zwerghamster" las ich auf dem Schild und ich wunderte mich, wie man auf die Idee kommen konnte, dem Publikum so ein Tier zu zeigen, falls es sich überhaupt jemals sehen ließ. Einen Hamster hatten zahllose Kinder als Haustier. Und eine möglichst kleine Sorte, denn in dieser Stadt lebten Viele in engen Wohnungen. Aber egal: Hier gab es also einen Zwerghamster? Warum zeigte der sich nicht? Ein Mann stellte sich neben mich. Ich hasse es, wenn mir fremde Menschen zu dicht auf den Leib rücken und trat einen Schritt zur Seite. "Keine Angst", sagte er. "Ich tue Ihnen nichts", und gleich stand er wieder nur zwei, drei Millimeter neben meinem rechten Arm. "Phodopus roborovskii, der Roborowski-Zwerghamster", verkündete er mit einer Stimme, die sich anhörte, als ob er so Entscheidendes mitzuteilen hätte wie die Entdeckung einer neuen Welt. "Länge etwa zehn Zentimeter plus drei Zentimeter Schwanz, 30 bis 38 Gramm Gewicht." "Ich sehe gar nichts", sagte ich und schaute auf den Holzverschlag ziemlich weit hinten in diesem Käfig oder Minigehege. "Verstecken sich wahrscheinlich. - Und Sie? Sie sind wohl öfter hier?" "Ja", sagte der Mann. "Komme jeden Tag in den Tierpark. Aber die Löwen und die Zebras interessieren mich nicht, nur der Phodopus roborovskii." Ich muss ihn wohl ziemlich verwirrt angeschaut haben, denn er meinte: "Wir sollten uns nicht zu viel vornehmen, nicht das Ganze oder sowas. Reicht schon der Phodopus roborovskii und selbst den können wir kaum verstehen, wenn überhaupt etwas. Beobachten Sie eine Bakterie hundert Jahre lang und Sie werden trotzdem fast nichts über sie wissen. Und dabei ist eine Bakterie nur so gro wie eine Nadelspitze und sehr simpel im Vergleich zum Phodopus roborovskii." Der Mann ist verrückt, dachte ich. Unsere Wissenschaft. Hunderttausende, Millionen von Experimenten, wissenschaftliche Beobachtungen und Schlussfolgerungen. Abermillionen von Büchern. Das ist doch gewaltig wie die Pyramiden, mehr noch, überragt sie bis in die Unendlichkeit. Und dann kommt so ein Klugscheißer daher, ein armseliger Kerl, ein Nichtswisser und will mich belehren. Warum werfen sie den nicht raus? Wer braucht so einen? Unsere Mühlen werden sich auch ohne ihn weiterdrehen. "Haben Sie schon einen dieser Zwerghamster gesehen?" fragte ich. "Nein, eigentlich nicht", meinte er. "Falls einer mal draußen sein sollte, hört er ja einen Menschenschritt von weitem und verkriecht sich gleich in sein Hamsterhaus." "Also kommen Sie jeden Tag hierher, um ihren Phodopus roborovskii zu studieren und haben ihn noch nie gesehen?" "So stimmt das natürlich nicht", versetzte er. "Wenn Sie lange genug hier stehen bleiben, streckt er vielleicht irgendwann seine rosa Nase aus dem Verschlag, weil er Sie wittern will, und wenn Sie großes Glück haben, später auch den halben oder ganzen Kopf mit den schwarzen Knopfaugen." "Und schaut Sie an?" Das sagte ich eigentlich bloß, um nicht unhöflich zu sein. "Schon möglich", sinnierte er. "Ein Raubvogel hat scharfe Augen, er nicht. Verlässt sich eher auf die feine Nase und sein Gehör. Ja, vielleicht will er nur die Ohren nach vorn schieben, aber der möchte am Tag sowieso eher seine Ruhe haben. Nachts zeigt er sich wahrscheinlich ganz, denn er ist ein nachtaktives Tier, nur leider ist dann der Zoo geschlossen." "Und um die rosa Nase und die Ohren zu sehen, kommen Sie so oft hierher?" "Ja, irgendwie füllt mich das aus. Was tun Sie Sinnvolles während der Woche?" Arbeiten, denke ich, essen, trinken, einkaufen, manchmal eine Nacht mit einer Frau. Aber Sinnvolles? "Ach", antworte ich. "Wenn ich es mir recht überlege: Vielleicht möchte ich ja, wie Sie, nur eine rosa Nase entdecken und Ohren, die etwas von der Welt aufnehmen. Wollen wir uns wieder treffen, sobald ich angekommen bin? Ich gebe dann ein Bier aus oder, egal, auch eine Flasche Prosecco." Copyright Peter Artur
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Hundstage Sandra wachte auf und es war stockdunkel. Sie schaute auf ihren Wecker. Drei Uhr 21 und Donnerstag, der 12. August. Sie machte die Bettlampe an und sah, dass ihre Haut vor Feuchtigkeit glänzte wie die Haut einer Schnecke. Wahrscheinlich war sie aufgewacht, weil sie schwitzte. Es nützte nicht viel, dass sie das Fenster auf Kipp gestellt hatte, im Gegenteil. So kam bloß dieser Lärm rein von draußen. Sie setzte sich auf, um zu horchen, was das war, da hörte der Lärm auf. Sie sprang aus dem Bett, ging zum Fenster und schaute hinaus. Über dem Wohnblock auf der anderen Seite der Straße hing ein großer Mond, der die Stadt beschien und die Ebene, in der sie sich ausbreitete. Dieser Mond hatte ein schrundiges Gesicht wie ein vom Leben gezeichneter alter Mann, hinter dessen Schädelknochen es für freundliche Gedanken keinen Platz mehr gibt. In seinem hellen Licht sah sie nicht nur die hoch aufragende Birke im Vorgarten, sondern auch ihre Blätter, selbst den Hundehaufen vor der Bäckerei sah sie, dabei war der gut zwanzig Meter entfernt. Dann entdeckte sie den Mann, der vor dem Baum stand. Er schien diesen anzustarren und ihn anzuschreien. Auf der Rinde konnte sie mit einiger Mühe fingerlange dunkle Umrisse erkennen, die sich sehr langsam aufwärts zu bewegen schienen. Alle paar Minuten stieß der Mann Schreie aus und klatschte in die Hände, als könne er damit für mehr Bewegung sorgen, gerade so, als habe er Schlangen vor sich oder Koalabären, die er mit seinem Klatschen und Schreien erschrecken und zu eiligerem Hochklettern antreiben könne. Der Mann ist irre, dachte sie und machte das Fenster auf. "Was tun Sie da?" rief sie in einem Ton, der zwar ärgerlich, aber nicht aggressiv drohend war. "Das sind Nacktschnecken", antwortete er und zeigte auf die fingerlangen Umrisse. "Die sind jetzt scheinbar alle unterwegs." "Iieh, wie eklig!" entfuhr es ihr. "Manchmal sehe ich auf der Straße ganz viele." "Ja, wenn es regnet. Haben Sie sich schon einmal gefragt warum? Ganz einfach: Die Viecher mögen es nicht, wenn zu viel Wasser daher kommt und nichts hassen sie so sehr wie das Ersaufen. Kriechen vor dem Wasser davon, verstehen Sie?" "Mag ja sein, aber heute ist eine warme, trockene Augustnacht. Keine Spur von Nässe." Der Mann zog scharf die Luft ein. "Sie wollen wissen, warum die alle den Baum hoch kriechen, stimmt´s? Tja, das ist eine gute Frage. Fällt Ihnen keine Antwort ein?" "Hatte bisher keine Zeit, mich damit zu beschäftigen. Auch keine Lust. Warum sollte ich über Nacktschnecken nachdenken?" "Sehen Sie", fuhr er eifrig fort, "in Internet-Blogs diskutiert man zur Zeit das Thema. Die meisten Blogger meinen, dass diese Tiere etwas spüren, und nur wir Menschen merken nichts." "Worauf wollen Sie hinaus? Nun sagen Sie schon! Kommt bald ein Erdbeben und die Nacktschnecken wissen das?" "Nein, kein Erdbeben. Dann würde es keinen Sinn machen, dass sie die Bäume hochklettern." Er holte mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand einen der dunklen Umrisse, legte ihn auf den Handteller der linken, dann zerquetschte und zerrieb er das Etwas mit der Stirn. "Sehen Sie", meinte er gleichmütig, "das kann unser Schädel: Kaputt machen. Aber zu viel mehr taugt er einfach nicht." "Hören Sie auf damit! Ich will das nicht hören. Sagen Sie mir lieber, warum die Nacktschnecken auf die Bäume klettern. Warten Sie, ich komme runter. Das will ich mir mal ansehen." Schnell, schnell, dachte sie, griff nach der Hose und dem Pulli, alles andere ließ sie liegen, kämmte sich in Eile und schlüpfte dann mit den nackten Füßen in ihre Schlappen. Sie fühlte sich schon ein bisschen komisch, als sie so schlampig angezogen hinaus ging zu dem fremden Mann. Kaum dass sie neben ihm stand, nahm er eine zweite Nacktschnecke, zerquetschte und zerrieb sie auf die gleiche Art wie die erste. "Keine Angst, ich sage jetzt nichts", meinte er. Dann lachte er, aber es war kein fröhliches Lachen. Da hatte sie genug und ging zurück. Im Haus war es noch immer gnadenlos heiß und sie konnte nicht einschlafen. Sie lag wach und dachte an die Nacktschnecken. Copyright Peter Artur
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Il Cappulcino
Il cameriere pose il cappuccino sul tavolo. Anche dopo la sua partenza però il liquido nella tazza non smise di muoversi. Al contrario, si agitò sempre di più e alla fine dalla schiuma emerse un qualcosa rotondo. Un qualcosa con un becco. Era la testa di un pulcino, colorata dal caffè. Con due dita Mario sollevò il pulcino dalla tazza, lo mise nella sua mano destra e carezzò il piccolo animale tremante. Poi chiamò il cameriere. "Cameriere, ho trovato questo nel mio cappuccino", disse e mostrò il pulcino. "Un pulcino nel caffè!" esclamò il vecchio cameriere con una voce piena di venerazione. "In molti anni non è mai successo. L´ultimo cristiano che ha trovato un pulcino nel suo caffè era uno studente. In brevissimo tempo è diventato un professore universitario e un esperto celebrato nel suo campo. Oggi è famoso in tutto il mondo." "Perché non è mai successo a me?" brontolò un signore al tavolo accanto col viso duro e una bocca piena di amarezza. "Come tutti conosco la storia dello studente e vengo qui da tanti anni, però nella mia tazza non si è mai visto un pulcino." "Non siamo noi che scegliamo", disse il cameriere. "Solo il pulcino decide. Appare quando la persona giusta arriva a questo bar, e ciò purtroppo succede molto raramente. Io faccio questo lavoro da oltre quarant´anni e questa è solo la seconda volta. Si racconta che prima di quello studente ci fu un caso simile, ma io non so dire perché avvenne quando non ero ancora nato." "Benvenuto pulcino", disse Mario e carezzò con molta tenerezza la sua testa e il suo dosso. "Vuoi abitare a casa mia?" "Hai un giardino?" chiese il pulcino. "Si, in collina. Di là si vede il mare. Sebbene si veda soltanto quando l´aria è chiarissima, possiamo scendere alla spiaggia tutti I giorni, se vuoi." "Mi costruirai un tempio?" "Certo che sì. Ho ancora qualche asse acquistata al negozio "Fai da te". Probabilmente il tuo tempio avrà un po´ l´aspetto di un pollaio però sarà attrezzato di un tetto lussuosamente curvo e le pareti saranno dipinte dentro e fuori con uno smalto profondamente rosso." Ambedue tacquero. Dopo un po´ riprese Mario: "Ora ci manca solo una bella fine per questa storia." "No", disse il pulcino. "Ora non manca più niente." |
Meister Eckart
Eddy è contento di aver ricevuto un biglietto per un concerto in città. Glielo ha dato il suo vicino, un vecchio falegname di nome Eckart Bork, che viene chiamato da quasi tutti Meister Eckart. "Non vuoi andare tu? " gli aveva chiesto Eddy, per educazione. "Certo, ne avrei voglia", gli aveva detto il vicino di casa , "Ma mia nipote verrà battezzata in questo stesso giorno e devo festeggiare con la famiglia, probabilmente fino a tardi". Meister Eckart differisce da tutti i falegnami che Eddy conosce. Lui utilizza esclusivamente legno a lungo stagionato e di alta qualità, che non viene mai trattato con prodotti chimici. "Non li voglio ", dice. "Se il legno è buono, non ha bisogno di una mano di vernice. Non sarà infettato da nessun verme e si mantiene bene anche contro tutte le altre possibili contaminazioni." Solo quando un cliente dice, che un´oggetto verrà usato molto ed eventualmente macchiato - come un tavolo, per esempio - allora lui glielo strofina su sua richiesta con cera naturale. Prima di fare un tavolo poi, si mette a lungo dove questo tavolo verrà in seguito sistemato. Desidera anche vedere dal vivo tutta la famiglia e gli amici che si siederanno intorno a questo tavolo, per mangiare insieme. In questa maniera egli crea pezzi unici, che non sono soltanto adatti perfettamente al loro ambiente, ma che anche lo trasformano in qualcosa di speciale, lo nobilitano con la loro presenza, per così dire. Lui è innamorato di ogni opera delle sue mani e vuole che i suoi clienti le apprezzino anche loro, proprio come lui. Devono stimare l'opera come una persona cara. Non gli piacciono le persone fredde e insensibili, che s´interessano solo al prezzo e sono capaci di vendere subito anche il più bel mobile, non appena un modello nuovo appaia sul mercato. Certa gente lui la scaccia senza esitazione. Ha in oltre le sue riserve anche verso i tifosi troppo entusiasti. Dapprima li scruta molto attentamente e se è il caso gli dice subito di andar via. Infatti ci sono quelli che lì per lì hanno subito una fiammata altissima, che brucerà però solo un giorno. Dopo si rivelerà poi invece così bassa, da poter essere spenta solo con una semplice scarpa. Eckart non si fida affatto del loro fiato febbrile, con il quale volano rapidamente da una sensazione all´altra, come drogati. Lui preferisce quelli che trattano i loro mobili nuovi, come un uomo responsabile tratta sua moglie o la sua amante, con un amore che viene acceso dalla scintilla giusta. Questo amore deve avere il tempo di crescere, fino a quando non diventi indistruttibile e quasi trasparente, dopo che tutti i lati oscuri siano stati disciolti in brillante chiarezza, continuando a mantere però il loro segreto e la loro attrazione, senza perderne niente. Per Meister Eckart era più facile trovare il legno giusto, che trovare la sua donna. Si era sposato una volta e aveva scelto la donna giusta, ma lei un giorno gli morì di cancro al seno, prima di aver raggiunto l'età di quarant'anni. Da allora poi ogni tanto una donna si era avvicinata a lui, ma o lei aveva fallito o era stato lui a fallire davanti a lei. Scelse infine poi di vivere solo. Proprio tutto solo in realtà no, non è esatto. Meister Eckart ha ancora fratelli, sorelle e nipoti, che lo amano e poi i suoi clienti quasi tutti diventano con il tempo membri della sua famiglia. C´è in realtà solo una cliente che lui non accoglie più nella sua grande famiglia. Una volta lei lo visitava spesso nel suo laboratorio e lo abbracciava da dietro al collo, contentissima ed eccitata, a causa di una cassettiera che Eckart B. aveva fatto per lei. Appena poteva, era entrata di continuo, per seguire lo stato di avanzamento dei lavori. Col tempo aveva finito per innamorarsi non solo del capolavoro, ma anche del maestro stesso. Quando lei quel giorno lo abbracci&0grave da dietro al collo, lui stava lavorando alla sega circolare e un momento di disattenzione era stato più che sufficiente alla lama, per tagliargli quattro dita della mano destra. Terribilmente spaventata a questa vista, la donna era scappata a cercare aiuto. Trovò una vicina, che medicò la ferita in modo provvisorio. Nessuna delle due donne aveva però una macchina e ci volle molto tempo, fino a quando non ebbero trovato un autista, per portare Eckart B. e le sue quattro dita sanguinanti in un ospedale del capoluogo del distretto. La macchina ebbe poi un guasto al motore, lontano da un luogo abitato e nella concitazione della partenza purtroppo nessuna di loro aveva pensato di prendere un telefonino. Ci vollero ore per arrivare infine in ospedale e lì scoprirono che, cambiando veicolo in fretta, avevano trasportato sì Meister Eckhart, ma non le sue dita. Dopo una ricerca frenetica fu poi chiaro che queste non erano più in macchina, ma dovevano essere state perse altrove. Sulla strada non si trovarono. "E' del tutto plausibile che un animale le abbia trovate e mangiate", aveva poi detto un uomo. In somma quello che infine successe fu che le dita non furono più cucite alla sua mano e che Eckart aveva dovuto quindi rinunciare al suo lavoro . Diminuito nelle sue capacità di agire a causa dell'incidente, Meister Eckart non divenne però solo per questo un invalido. Quest'uomo aveva sempre dimostrato grande vicinanza all'arte. Si aprì allora completamente all'estetica, cioè alla scultura, alla pittura e alla musica, sviluppando per quest'ultima una sensibilità e ricettività enorme. Quando Eddy tornò infatti dal concerto, scoprì che Meister Eckart non conosceva affatto il musicista, un pianista russo. Però gli diede subito l´impressione, come di essere stato presente al concerto. "Lo vedo" disse Eckart B. "Lui sta lì, cresce verso l'alto, come un albero e a chi lo ascolta non sembra di sentire musica umana, ma piuttosto un canto dell'ampiezza e dell'oscura profondità delle foreste russe." "È cresciuto in aria sul suo sgabello di pianoforte, come un albero?" ripeté Eddy e si accorse con sorpresa, che era effettivamente successo così. Sì, tutte le cose erano successe proprio così. Poi continuò a parlare Meister Eckart. E mentre stava parlando, la sua mano destra cambiava. Sembrava che gli stessero crescendo quattro nuove dita. Stavano crescendo, crescendo sempre più in alto. Sì, gli abeti siberiani crescono in aria così. Spuntano rami e ramoscelli, una dozzina di braccia e un centinaio di dita, che si uniscono per far apparire una foresta. Giocando, buttano giù una quantità di aghi di un verde chiaro. "Lui si è trovato" pensò Eddy, ma non disse nulla. Contemplò in silenzio il compimento del miracolo. Copyright Peter Artur
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Con il pusto Per la nuova casa ho speso una barca di soldi. In questa città chiedono prezzi di acquisto esagerati. Avevo iniziato presto a mettere a posto le cose e ad arredare le stanze.Ero stato nella mia nuova abitazione solo poco tempo, forse 50 ore, quando si verificò un´incidente fastidioso. Avevo riempito vari buchi con lo stucco, imbiancato le pareti, montato i mobili, aperto gli scatoloni del trasloco e stavo ormai avvitando il guardaroba, quando sentii dei passi dietro di me. Mi voltai e vidi un giovane esile, di media altezza, con un naso camuso e un volto straordinariamente pallido che correva verso di me nel corridoio. Lancelot ringhiava ed io l´afferrai al collare. Rimasi senza parole, inorridito, paralizzato. Il ragazzo alzò la mano sinistra e sibilò "Shhh!". Bruscamente il suo volto diventò ancora più pallido, come quello di un morto. Non mi sembrava di avere a che fare con un essere umano in carne ed ossa, ma piuttosto con una fotografia, come una figura sovraesposta su una foto in bianco e nero. Ero così sorpreso che non riuscii a parlare e la figura corse via lungo il corridoio e scomparve. Lancelot è un Rottweiler, un cane forte e coraggioso. Chiaramente ha l´istinto di difendere la casa. Però non voglio rischiare fastidi con la legge perché ha morso qualcuno. Quindi lo faccio andare nella mia camera da letto e chiudo la porta a chiave. A mezzogiorno il mio stomaco si faceva sentire e volevo uscire e mangiare qualcosa, ad esempio un bel panino al formaggio con i pomodori. Per un pelo stavo per cadere giù per le scale, perché mi ero spaventato. Com´è di moda in certe case nuove avevano inserito una lastra di vetro accanto alla porta d'ingresso e proprio lì vidi il giovane pallido, che probabilmente voleva osservare quello che succedeva in strada. Prima che potessi parlare con lui, si era già ritirato da qualche parte. Da qualche parte, sì - ma dove? Io non avrei potuto dirlo, sorpreso come ero da questo incidente. Sin dall'inizio l'abitazione era stata freddissima, anche se avevo aperto i radiatori al livello più alto e avevo sentito un basso ronzio che mi diceva che il riscaldamento a gas era acceso. Presto scoprii il motivo del freddo. Quando ispezionai le stanze, trovai regolarmente spalancata una delle finestre. Non serviva chiuderne una perché istantaneamente in qualche parte lontana della casa qualcuno ne apriva un'altra. La mia camera da letto era l´unico vano della casa senza temperature gelide. Lì avevo messo la cuccia del cane e la porta rimaneva chiusa giorno e notte. Quando due giorni dopo, era un venerdì, entrai nel soggiorno notai un'ombra. Guardai più da vicino e vidi due figure sul balcone. La porta del balcone era spalancata e l'aria gelida si riversò dentro. Rabbrividendo per il freddo e la rabbia volevo marciare verso i due e dire qualcosa, però esitai - frenato dal pensiero che era venerdì e che forse partecipavano a qualche cerimonia religiosa. Nella confusione più totale ambedue entrarono nel soggiorno. Levarono la mano sinistra, sibilando "Shhh!" e si affrettarono a scomparire. Erano il ragazzo pallido e una donna grassissima, pallida come lui e almeno quindici anni più vecchia di lui. Dopo la loro partenza rimasero sul parquet resti di neve e impronte bagnate. Ma perché preoccuparmi? Con questi intrusi almeno non sarebbe cresciuta la muffa dentro la casa. La tenevano ben ventilata, e da qualche parte soffiava sempre l´aria, una volta di qua, una volta da un´altra stanza. Il giorno dopo volli usare il bagno, ma la porta era chiusa. Provavo un bisogno urgente di andare in bagno e quindi passai tre o quattro minuti estremamente a disagio, fino a quando finalmente sentii tirare lo sciacquone e subito un uomo che non avevo mai visto uscì dal bagno e scappò via. Il water era sporchissimo e l´uomo aveva lasciato pozzanghere di pipi sul sedile. `Meglio così', pensai. Ero sollevato: se a prima vista gli intrusi sembravano essere figure spettrali, in realtà non lo erano, perché i fantasmi non utilizzano i servizi igienici. La domenica qualcuno mi svegliò con la prima luce del sole. Alcune persone avevano aperto uno scatolone da trasloco e il cassettone vicino al letto e scompigliavano le mie cose. Mi scossi come punto da una tarantola, e quando loro lo notarono se ne andarono in fretta. Mi guardai intorno e non vidi il mio cane nella sua cuccia. Lancelot è un Rottweiler grande e forte. Non avrebbe mai lasciato entrare nessuno in camera mia. Ero sicuro che questi malviventi avevano drogato o avvelenato Lancelot. Dove era il mio cane? Saltai fuori dal letto, mi vestii rapidamente ed entrai nel corridoio. Lì parecchia gente passava correndo davanti a me. Li lasciai andare e mi diressi verso la cucina. Tre degli intrusi erano seduti sulle mie sedie e bevevano il mio caffè, due uomini e una donna, tutti cinquantenni, tutti pallidi, con la pelle come il cuoio. "Dove è il mio cane?" chiedo, rivolgendomi ai due uomini. All´inizio non rispondono e perciò ripeto la domanda, questa volta più forte. I tizi si guardano, poi uno fa lentamente e come annoiato: "Ha assaggiato il pusto." Sento salire l'ansia e la rabbia dentro di me. "Che cosa ha assaggiato?" "Il pusto." "Di che cosa parla?" ringhio arrabbiato. "Un pusto è un pusto." Alza il braccio, come se volesse agitare un oggetto nella mano, con il quale avrebbe potuto colpire qualcuno. Comincio a sospettare una cosa sconvolgente: "Vuoi dire un bastone?" "No, niente bastone." Lui esita, mormora, ronza, non mi dà una risposta chiara: Alla fine lo prendo per il colletto della camicia e grido: "Ma non con un tondino di acciaio?" L'uomo mi guarda confuso e non ho dubbi che questa volta ho indovinato. Urlo: "Con un tondino d'acciaio? Qualcuno colpisce il mio cane qui in casa mia con un tondino di acciaio? " "Un cane ne ha bisogno", dice il tizio con ostinazione. "Chi ha fatto questo?" Bollo di rabbia. Silenzio. Lo afferro di nuovo e questa volta il colletto della camicia e il maglione vengono strappati: "Ti strappo la testa, bastardo! Chi è stato?" "Uli" esclama. "E dov'è Uli?" "Da qualche parte. Non lo so." Muove una mano in aria tracciando un semicerchio, indicando nessuna direzione particolare o forse tutte. Urlo così forte che tremano le pareti: "E dov´è il mio cane?" Qualcuno mi deve aver sentito. Come dall'alto, dal livello del tetto, pare sentirsi il cigolio di una porta, e poco dopo arriva il cane. Sulle zampe pezzi di pelliccia sono strappati e in quei posti si può vedere la sua nuda pelle rosa. "Dove si trova quella bestia?" grido. Poiché nessuno dice niente, corro su per le scale, il cane dopo di me, e scopro sotto il tetto una parete con una porta, ovviamente la parete di una camera - non l´ho mai vista, perché prima dell'acquisto della casa non sono ancora stato qui. Giro la maniglia, ma la porta è chiusa a chiave. "Aprite!" grido, ma nessuno apre. Grazie al lucernario posso guardarmi intorno e inaspettatamente trovo una grossa barra di ferro e torno alla camera. "Aprite!" grido di nuovo, ma ancora una volta non succede niente. "Aprite, o butto giù la porta!" grido. "Questa è la tua porta," urla ora una voce da dentro. Che sia la mia porta o no, che importa. La colpisco con i calci e con la barra di ferro, come un pazzo, fino a quando il legno va a pezzi. Di fronte a me vedo ora un uomo sessantenne con un tondino di acciaio in mano. Non perde tempo e alza il braccio con la sua arma. Lancelot ringhia e mi butto sul criminale. E´ più forte di quanto avessi pensato e ne consegue un combattimento duro e violento, ma alla fine riesco a prendere il tondino di acciaio e gli affibbio un bello schiaffone. Lui si lamenta e piagnucola, ma io non mi fermo e alla fine, spingendolo, lo butto giù per le scale. Andando avanti incontro varie persone e a ciascuno di questi signori concedo un paio di colpi forti col pusto, mentre se ne vanno veloci. Il sessantenne entra in cucina davanti a me, dove incontriamo i bevitori di caffè. Non spreco molte parole: "Ora conto fino a tre e chi non è fuori in tempo assaggerà il pusto." Subito tutti si precipitano verso la porta e fuggono, come se il diavolo fosse alle loro calcagne. Inseguo i bevitori di caffè e il sessantenne. Quando sono andati via chiudo la porta con la chiave e con la barra di ferro trasversa. Poi dico "cerca" e il cane avanza, con fatica e zoppicante, ma cupamente determinato. Prima va nella mia camera da letto. Lì trova la donna grassa del balcone. Indossa solo una canotta scollata, senza mutandine, e sta mangiando cioccolatini. Un odore invadente di sudore o piuttosto di carne marcia stagna in camera e le lenzuola sono spalmate di qualcosa di color marrone. A quanto pare su di esse ha asciugato le dita e la bocca e forse anche il sedere. Per incoraggiarla a partire le do due o tre colpi con il buon vecchio pusto, e lei fugge strillando. Apro la finestra per far entrare aria fresca e per gettare fuori il resto dei suoi vestiti. Se ha freddo, avrà bisogno di cercarli per vestirsi. Con la stessa decisione procedo quando scopro il giovane pallido, nel ripostiglio delle scope, insieme ad una ragazza grassa, entrambi nudi. Li caccio via con il pusto, e scaglio la loro roba nella strada. La ritroveranno e reperiranno anche un altro posto per scopare. Poi insieme al cane controllo tutte le stanze. Chiudo le finestre aperte, anche quella a piano terra dalla quale i tre ultimi intrusi sono saltati fuori. Quando non vedo più nessuno, chiamo un amico falegname e faccio sostituire la serratura della porta d'ingresso e chiudere saldamente le finestre. Finalmente stiamo tranquilli e nessun estraneo sgattaiolerà più qui dentro. Lancelot è stato male per alcuni mesi, ora però è quasi guarito. Ogni tanto mi metto a pulire la casa da cima a fondo nella speranza di togliere persino l´ultima micro traccia della marmaglia che ci ha afflitto. Copyright Peter Artur
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Il criceto nano
Era domenica e stavo davanti a un recinto nello zoo di Hellabrunn. Beh, non era un vero e proprio recinto, ma qualcosa di due metri quadrati, qualcosa di piccolo, più simile ad una gabbia, aperta in alto e dentro non c'era niente da vedere, tranne una cassetta di legno che sembrava emanare un´odore animale. Ma in uno zoo si mescolano comunque migliaia di odori. "Zwerghamster" (criceto nano) era segnato sulla targhetta e mi chiedevo a chi cavolo sarebbe mai potuta venire l'idea di mostrare al pubblico un tale animale, ammesso che si fosse potuto veramente vedere qualcosa. Numerosi ragazzi usavano avere un criceto come animale domestico, anche un criceto nano. In questa città costosa, la superficie delle abitazioni è molto limitata. Ci sono quindi treni mini, giocattoli mini e molte altre cose sono piccole, oltre naturalmente ai grandi schermi televisivi. Ma questo ora non importa. C'era veramente un criceto nano? E perché allora non si vedeva? All'improvviso mi accorsi della presenza di qualcuno accanto a me. Odio quando un estraneo si avvicina troppo a me e limita lo spazio attorno di cui ho bisogno. Quindi feci subito un passo a sinistra per allontanarmi da lui. "Non aver paura", mi disse. "Non voglio farti del male", e subito si avvicinò di nuovo fino a due o tre millimetri dal mio braccio destro. "Phodopus Roborovskii", `Criceto Roborovski´, annunciò con uno speciale tono di voce, come se volesse presentare solennemente la scoperta di un nuovo mondo. "Lunghezza circa dieci centimetri più tre centimetri di coda, da 30 a 38 grammi di peso." "Non vedo nulla," dissi, mentre guardavo la cassetta di legno vicino alla parte posteriore della gabbia. "Probabilmente si nasconde. Lei viene spesso in questo zoo?" "Sì," disse l'uomo "ogni giorno. I leoni e le zebre non m´interessano, mi interessa solo il Phodopus Roborovskii." Mi guardò e disse: "Caro amico, non ci conviene fare troppo, perché non possiamo comprendere tutto. A me per esempio basta il Phodopus Roborovskii. Già lui è difficile e chi lo capisce veramente? Guarda un batterio durante cento anni ed io ti dico che non saprai quasi nulla su di lui. E un batterio è semplice come la punta di un ago rispetto al Phodopus Roborovskii." L'uomo è pazzo, cominciai a pensare. Pensai quindi alla nostra scienza, alle centinaia, migliaia, milioni di esperimenti ed osservazioni scientifiche e conclusioni, ai milioni di libri: una massa enorme come le piramidi ed anche più grande di queste, un sapere che raggiunge l'infinito. E qui mi arriva invece un ignorante, uno che non sa nulla e vuole insegnare a me. Perché non buttarlo fuori? Chi ha bisogno di uno come lui? Le nostre ruote di mulini continueranno di sicuro a girare anche senza di lui. "Ha mai visto uno di questi criceti nani?" chiesi. "No, non proprio," disse l´uomo. "Se lui è fuori e sente da lontano un passo di un uomo, questo animale si ritira subito nella sua cassetta." "Ma allora vieni qui ogni giorno per studiare il Phodopus Roborovskii e non l´hai mai visto?" "Non è proprio così", rispose. "Se ci si ferma qui abbastanza a lungo, potrebbe succedere che lui allunghi il naso rosa da quel buco, perché vuole sentire l'odore e, se si è molto fortunati, si vedrà anche mezza testa oppure tutta con gli occhi neri." "E ti guarda?" dissi in realtà solo per non essere scortese. "Forse" rispose. "Un uccello da preda ha occhi acuti, il criceto no. Si fida più del suo naso delicato e del suo udito. Può darsi che a volte voglia solo spingere le orecchie in avanti, ma normalmente piÜ di tutto desidera avere pace e tranquillità nel corso della giornata. Al buio probabilmente esce dalla sua cassetta, perché è un animale notturno. Peccato che di notte lo zoo sia chiuso." "E per vedere il naso rosa e le orecchie vieni qui così spesso?" "Sì, questo mi soddisfa in qualche modo. E tu, cosa fai di significativo durante la settimana?" Lavorare, pensavo, mangiare, bere, fare acquisti, a volte fare all'amore con una donna. Ma significativo? "Oh, tante cose," dico e mi vergogno un po', perché difatti non so dare una risposta proprio valida. "Beh, sai", continuo, "Sono un artista. Dipingo, scrivo, compongo ". "E a che punto speri di arrivare?" "In cima potrei dire, se fossi uno spaccone. Ma no, forse sono come te e vorrei solo scoprire un naso rosa che si apre un po' al mondo e orecchie che sentono qualcosa. Se raggiungerò quel punto, credo che sarò arrivato alla meta. E allora noi due dovremmo assolutamente vederci per fare un brindisi insieme. Copyright Peter Artur
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